Die österreichische Politik scheint der heimischen Wirtschaft voraus wenn es darum geht, die Serbinnen und Serben in Österreich mit zielgruppenspezifischen Maßnahmen punktgenau anzusprechen und emotional zu berühren. So geschehen zum (serbisch) orthodoxen Weihnachten am 07.01.2021.
Wir haben uns die orthodoxen Weihnachtswünsche österreichischer Spitzenpolitiker und Wiener Stadtpolitiker auf ihren Social-Media-Kanälen näher angesehen und die Resonanz serbischer Medien darauf ausgewertet.
Wer hat gratuliert?
Bundespräsident Alexander Van der Bellen gratuliert präsidentiell und souverän:
Bundeskanzler Sebastian Kurz übermittelt Glückwünsche und mahnt dazu, die Anti-Corona Maßnahmen einzuhalten:
Vizekanzler Werner Kogler twittert besinnlich:
Bürgermeister Michael Ludwig wünscht herzlich:
Integrationsministerin Susanne Raab gratuliert mit mahnenden Worten:
Finanzminister Gernot Blümel mag es ruhig und besinnlich:
Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr kennt die Macht der Bilder:
ÖVP-Wien Klubobmann Markus Wölbitsch über die Feinheiten des julianischen Kalenders:
FPÖ-Wien Klubobmann Maximilian Krauss beweist bildlich seine serbisch-orthodoxe Themenkompetenz:
WKW-Vizepräsident Hans Arsenović ist mit seinen serbischen Wurzeln deutlich im Vorteil und gratuliert richtig zum Heiligen Abend am 06.01. und Weihnachten am 07.01.:
Margaretens serbischstämmige Bezirksvorsteherin Silvia Janković bringt es auf den Punkt:
Favoritens Bezirkschef Marcus Franz weiß genau wer was wann in seinem Bezirk feiert:
Berichterstattung in serbischen Medien – Bundeskanzler Kurz Spitzenreiter
Die Social-Media Glückwünsche der österreichischen Polit-Elite haben die reichweitenstärksten serbischen Digitalmedien, die in hohem Maße von den 300.000+ in Österreich lebenden Serbinnen und Serben konsumiert werden, zum Anlass genommen breit und ausführlich darüber zu berichten.
Spitzenreiter der Berichterstattung ist Bundeskanzler Sebastian Kurz, dem ein gutes Verhältnis zu Serbiens Staatspräsidenten Aleksandar Vučić nachgesagt wird. Was nicht weiter verwundert, unterstützen sich doch beide gegenseitig im jeweiligen Wahlkampf mit Wahlempfehlungen.
Das Interesse der serbischen Medien an solchen Ereignissen ist grundsätzlich immer sehr groß, was sich auch an den steigenden Unique Clients der reichweitenstärksten serbischen Digitalmedien in Österreich ablesen lässt.
Hier eine Sammlung von Links zur aktuellen Berichterstattung in serbischen digitalen Nachrichtenmedien:
https://www.danas.rs/drustvo/srpska-pravoslavna-crkva-i-njeni-vernici-slave-bozic/
https://www.alo.rs/vesti/svet/sebastijan-kurc-cestitao-bozic-svim-pravoslavcima/372141/vest
Resümee
Insgesamt kann man sagen, dass die ÖVP Regierungs- und Stadtpolitiker Kurz, Blümel, Raab und Wölbitsch das Thema sehr professionell angegangen sind. Es wurden nicht nur halbherzige Botschaften gepostet, sondern diese auch mit einem passenden Bild versehen. Das Engagement hat sich für die ÖVP und Bundeskanzler Kurz aufgrund der starken medialen Berichterstattung jedenfalls gelohnt.
Neos-Integrationsstadtrat Wiederkehr, FPÖ-Klubobmann Krauss sowie Bezirksvorsteherin Janković und Bezirksvorsteher Franz haben auch verstanden, dass Bilder in der Social-Media-Kommunikation überaus wichtig sind.
Wohingegen Grüne-Vizekanzler Kogler und SPÖ-Bürgermeister Ludwig sich nicht die Mühe gemacht haben ihre Posts mit passendem Bildmaterial auszuschmücken – das wirkt ein wenig leidenschaftslos – wiewohl die Wortwahl von beiden sehr herzlich und verbindlich ist.
WKW-Vizepräsident Arsenović hat -obwohl keine Fotos- alles richtig gemacht da er wusste, dass der Heilige Abend am 06.01. und Weihnachten am 07.01. ist. Daher hat er ganz korrekt an beiden Tagen die passenden Botschaften abgesetzt.
Durchgehend sind die Glückwünsche auf vielfache positive Rückmeldungen serbischstämmiger Social-Media User gestoßen. Das belegt, dass das Interesse der Zielgruppe an der heimischen Politik durchaus vorhanden und mit gezielten Maßnahmen auch aktivierbar ist. Respekt und Anerkennung werden entsprechend honoriert.
Insgesamt kann man sagen, dass es sinnvoll ist, dass sich heimische Spitzenpolitiker der vielfältigen Zusammensetzung der Bevölkerung in Österreich bewusst sind und damit in ihrer Kommunikation entsprechend umzugehend versuchen.
Im Hinblick auf die ca. 300.000+ Serbinnen und Serben in Österreich fehlt dennoch eine klar erkennbare und kontinuierlich betriebene zielgruppenspezifische Kommunikationsstrategie.
Weihnachtsglückwünsche sind zwar nett aber damit alleine und nur mit punktuellen Maßnahmen lassen sich die Serbinnen und Serben letztendlich nicht für eine Partei motivieren oder gar als Wähler gewinnen.
