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Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Sommerinterview mit der serbischen Tageszeitung Blic

Im Rahmen unserer Sommerinterviewreihe erscheinen in der auflagenstärksten serbischen Tageszeitung Blic sowie dem Newsportal blic.rs mehrere Interviews mit österreichischen Spitzenpolitikern.

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig  spricht im Interview über Sauberkeit und Umweltschutz in Wien, das Kooperationsabkommen mit der Stadt Belgrad, die politische Partizipation der in Wien lebenden Serbinnen und Serben und die erste Wiener Bezirksvorsteherin mit serbischen Wurzeln.

 

 

Hier geht’s zum Interview mit Blic / blic.rs:

https://www.blic.rs/vesti/svet/gradonacelnik-beca-za-blic-tokom-hladnog-rata-smo-se-razisli-ali-nasa-dva-grada-mogu/5rrebvn

 

Vor zwei Jahren wurde ein Kooperationsabkommen zwischen Belgrad und Wien unterzeichnet, wie weit ist die Zusammenarbeit seitdem fortgeschritten? Gab es konkrete Aktionen?

Wien und Belgrad sind zwei Metropolen, die voneinander viel lernen können. Im Mittelpunkt unserer Kooperation stehen die Themen Stadtentwicklung, leistbares Wohnen, Smart City, Digitalisierung und Open Government sowie Kultur. Da profitieren wir bereits vom gegenseitigen Know-How und Wissensaustausch. Ein Beispiel für die intensive Zusammenarbeit war das Smart City Festival Belgrad, wo die Stadt Wien stark vertreten gewesen ist.

 

Letztes Jahr haben Sie einen Tag bei der MA48 gearbeitet. Was haben Sie damit bewiesen und was ist das „Geheimnis“, dass Wien als eine der saubersten Städte Europas gilt?

Wir setzen einerseits auf bewusstseinsbildende Maßnahmen, indem wir die Bevölkerung laufend informieren und für das Thema Sauberkeit sensibilisieren. Andererseits bauen wir das Serviceangebot aus – indem etwa genug Papierkörbe angebracht werden oder Spender für Hundekotsackerl. Wo gutes Zureden nichts hilft, da setzen wir auf konsequente Sanktionen – zum Beispiel, wenn es um illegalen entsorgten Sperrmüll geht. Denn letztlich profitieren alle Bewohnerinnen und Bewohner von einer sauberen Stadt.

 

Wenn es um Sauberkeit und Umweltverschmutzung geht, steht Belgrad leider an der Spitze der am stärksten verschmutzten Städte Europas. Wie gehen Sie mit der Umweltverschmutzung in Wien um, welche Strafen gibt es für Einzelpersonen und Unternehmen, die sich nicht an die Regeln halten und wie wir die Umwelt geschont, wenn Projekte von Investoren umgesetzt werden?

Wien zählt zu den saubersten und lebenswertesten Städten weltweit. Das ist kein Zufall und nur möglich, weil wir alle gemeinsam darauf schauen.  Das Service-Angebot an Entsorgungsmöglichkeiten in ganz Wien umfasst unter anderem 20.600 öffentliche Papierkörbe, 458.000 Restmüll- und Altstoffbehälter, 4.400 öffentliche Standorte für die getrennte Sammlung sowie 13 Wiener Mistplätze. „Gemeinsam für eine saubere Stadt“ ist auch der Schwerpunkt der jährlichen Sauberkeitsoffensive der städtischen Müllentsorgung MA48. Darüber hinaus sind seit 2008 die „WasteWatcher“ in der Stadt unterwegs. Sie sind dazu befugt, Mahnungen auszusprechen, Organstrafen zu verhängen und notfalls Anzeige zu erstatten. Ein Organmandat kostet 50 Euro, bei Anzeigen kann es bis 2.000 Euro teuer werden. Bei Abfällen, die aus dem Auto geworfen werden, beläuft sich die Strafe auf mindestens 100 Euro. Die eingenommenen Strafgelder sind zweckgewidmet und werden für Sauberkeitsmaßnahmen in unserer Stadt verwendet!

 

Können Sie einige Gemeinsamkeiten zwischen Wien und Belgrad und einige Unterschiede nennen?

Beide liegen an der Donau, aber nicht nur das: Wien und Belgrad sind sich ähnlich in Sachen Fläche und Einwohnerzahl. Aber auch die historischen Verbindungen sind eng. Im Kalten Krieg haben Wien und Belgrad dann sehr unterschiedliche Entwicklungen genommen. Und wir sind immer noch dabei, diese verlorene Zeit aufzuholen.

 

Die Bürger von Belgrad protestieren oft gegen bestimmte Maßnahmen der Stadtverwaltung, wie den Bau von Denkmälern, das Ausheben von Straßen, den Bau von mehrstöckigen Gebäuden, die die Aussicht auf die Stadt ruinieren, die erwähnte Umweltverschmutzung und dergleichen. Gibt es solche Situationen in Wien und wie gehen Sie damit um?

Es kommt darauf an, auf den Dialog und das Miteinander zu setzen. Beteiligung schafft Akzeptanz. Aber nicht nur das: Frühzeitig und gezielt eingesetzt, führt Partizipation zu besseren, langfristig tragfähigeren Ergebnissen.

 

Waren Sie schon in Belgrad? Wenn nicht, planen Sie einen Besuch? Wenn ja, vielleicht vor Ihrer Zeit als Bürgermeister, wie würden Sie die serbische Hauptstadt beschreiben?

Ich bin schon vor meiner Zeit als Wiener Bürgermeister in Belgrad gewesen. Seit Mitte der 1990er Jahre ist Wien in Belgrad mit einem sogenannten „Wien Büro“ in Belgrad vertreten.

So liegt der Fokus der Zusammenarbeit zwischen Wien und Belgrad  auf den Themen Stadtplanung, dem sozialen Wohnbau, Umweltschutz und U-Bahn-Bau. Weitere Themen sind die Geschlechtergleichstellung und eine Kooperation mit dem Wiener Hafen.

Belgrad ist eine schöne, moderne und pulsierende Metropole. Wien und Belgrad verbindet ja bei die Donau. Und so wie in Wien sieht man an Belgrad, dass Städte die Laboratorien der Gesellschaft sind.

 

Wien wird als „Stadt der Ausländer“ bezeichnet, wenn man bedenkt, dass fast jeder dritte Einwohner Wurzeln im Ausland hat. Auch Belgrad hat in den letzten Jahren immer mehr Ausländer. Was ist der Schlüssel zur erfolgreichen Integration dieser Menschen, das österreichische System, ein guter Lebensstandard oder etwas anderes?

Wienerinnen und Wiener sind für uns alle, die in unserer Stadt zuhause sind und sich hier ihre Existenz aufgebaut haben. Wir treten dafür ein, dass jeder Mensch gleich viel wert ist und dieselben Chancen vorfindet. Das ist eine Gesellschaft, in der sich alle zuhause fühlen. Klar ist aber auch: Die Regeln des Zusammenlebens gelten für alle und das fordern wir auch ein.

 

Wie beurteilen Sie die politische Teilhabe der in Wien lebenden Serbinnen und Serben?

Die Bande zwischen Serbien und Wien sind eng. Denn Serbien ist das wichtige Herkunftsland von Wienerinnen und Wienern mit ausländischer Herkunft. Eine deutliche Mehrheit der Serbinnen und Serben fühlt in Österreich sehr bzw. eher integriert. Das zeigt sich auch in Sachen politischer Teilhabe. Bestes Beispiel ist Mag.a Silvia Jankovic, die Bezirksvorsteherin von Margareten. Sie steht für eine neue Generation von Serbinnen und Serben, die in Österreich aktiv politisch mitgestalten.

 

Setzen Sie und Ihre Partei sich für die Interessen der Serbinnen und Serben in Wien ein und in welcher Weise?

Ich möchte der serbischen Gemeinschaft sagen, dass sie in Wien willkommen ist und sich hier zuhause fühlen soll. Ich habe ein offenes Ohr für ihre Anliegen.

 

In Wien leben ca. 180.000 Serben, haben Sie Freunde unter den Serben? Kennen Sie die serbische Kultur, haben Sie eine serbische Spezialität probiert?

Ich bin ja auch Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Wien. Und so manche Genossinnen und Genossen haben serbische Wurzeln. Also ja. Und was die serbische Kultur betrifft: Es gibt wohl keine Wienerin und keinen Wiener, die bzw. der nicht die so genannte Balkanküche ausprobiert hat. Ich persönlich schätze sie sehr. Sie ist ja schon längst Teil der berühmten Wiener Küche geworden.

 

Ende

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