Die Serben sind ein Volk, das gerne feiert. Bei Speis und Trank und nach einem guten Glas Wein singen und tanzen sie gerne. Sie feiern Familienfeste, große religiöse Feiertage wie Weihnachten und Ostern und Silvester. Am 13. Januar feiern die Serben ihr serbisches Neujahr. Das serbische Neujahr kann auch als orthodoxes Neujahr bezeichnet werden, da es auch von Russen, Mönchen auf dem Heiligen Berg Athos und sogar orthodoxen Japanern gefeiert wird.
Es unterscheidet sich allerdings dadurch, da es als Symbol des Widerstands gegen Versuche geschaffen wurde, die serbische Identität zu unterdrücken.
Was ist „serbisch“ bei diesem Neujahrsfest, das am 13.01. nach dem julianischen Kalender gefeiert wird und warum ist dieses serbische Neujahr so einzigartig?
Stichwort: Trotz. Eine menschliche Eigenschaft, die für die Mentalität des serbischen Volkes sehr charakteristisch ist. Etwas aus Trotz zu machen kommt in der serbischen Gesellschaft häufig vor. Aus einer solchen Trotzreaktion heraus ist das serbische Neujahrsfest entstanden.
Nachdem das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen den neuen gregorianischen Kalender für außerkirchliche Zwecke verabschiedet hatte, reichte die Handels- und Handwerkskammer von Zagreb 1923 beim Ministerium für Sozialpolitik eine Petition ein: Das Feiern von Feiertagen zweier Kalender hatte entsprechende negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Überdies war man davon überzeugt, dass eine Vereinheitlichung des Kalenders auch die religiösen Unterschiede im Land verringern würde.
Auch die neureichen serbischen Kriegsprofiteure forderten den Kalender zusätzlich so anzupassen, dass sowohl Weihnachten als auch Ostern immer auf ein Wochenende fallen, damit sie keine Verluste aufgrund der Feiertage machen.
Dieser Druck irritierte die serbische Bevölkerung so sehr, dass sie 1923 das „alte“ Neujahrsfest öffentlich und trotzig in Restaurants und auf der Straße zelebrierte, obwohl es eigentlich kein Feiertag mehr war. Das war die Geburtsstunde des serbischen Neujahrs.
Diese „Neujahrsfeier“ wurde erstmals vom Belgrader Casino auf der Terazije im Stadtzentrum organisiert. In den folgenden Jahren schlossen sich dieser Tradition immer mehr Cafes, Kinos, Hotels und Veteranenheime an.
Mit der Machtübernahme der Kommunisten wurde jedoch die Feier des serbischen Neujahrs verboten. Unter dem Druck der staatlichen Propaganda sollten die Bürger weniger Serben und mehr Jugoslawen sein. Die Propaganda unterdrückte sowohl die Neujahrsfeiern zum gregorianischen Kalender am 01.01. ebenso wie zum julianischen Kalender am 14.01.
Trotz des strengen Verbots, dass alle Cafes am 13.01. bis 22:00 Uhr geschlossen sein mussten, feierten die Serben das serbische Neujahr weiterhin – heimlich. Damit riskierten sie nicht nur, im Gefängnis zu landen, sondern auch ihren Ruf und ihre Position. Die Tradition das serbische Neujahr zu feiern hat bis heute alle Verbote überstanden und erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit.
Wie alle Feiertage bei den Serben wird auch das serbische Neujahr mit Brauchtum und Tradition begangen.
Die Serben sind ein Volk mit einer reichen Tradition, welches aufgrund verschiedener historischer Umstände im Laufe der Jahrhunderte immer wieder dafür kämpfen musste, diese Traditionen zu erhalten.
Traditionen und Bräuche waren für die Serben seit jeher eine Möglichkeit, die Identität des Volkes zu bewahren, das häufig dem „großen Appetit“ europäischer Eroberer und des Osmanischen Reiches ausgesetzt war. Obwohl viele serbische Bräuche über einen langen Zeitraum hinweg unterdrück wurden oder verloren gegangen sind, besteht heute eine wachsende Tendenz, diese Bräuche wiederherzustellen und sie in das moderne Leben zu integrieren.
Die serbischen Volksbräuche werden oft von mysteriösen und mystischen Handlungen begleitet, die Menschen bei verschiedenen Gelegenheiten und aus unterschiedlichen Gründen ausüben. Sie glauben, dass ihnen dies irgendwie zugutekommt und Glück bringt.
Am Vorabend des serbischen Neujahrs am 13. Jänner geht man in die Kirche. Man liest ein Gebet, backt Brot und isst Spanferkel. Damit die Familie, die diesen Feiertag begeht im neuen Jahr von Glück begleitet wird, wird auf dem Tisch ein gebratener Schweinekopf kredenzt. Am nächsten Tag, am 14. Jänner, werden einige kleine Arbeiten verrichtet, um symbolisch zu gewährleisten, dass es auch im nächsten Jahr Arbeit gibt. Man ist bemüht im Haus nichts zu zerbrechen oder wegzuwerfen, da solche Dinge als schlechtes Omen gedeutet werden.
Abgesehen vom Familienkreis wir das serbische Neujahr auch traditionell mit Freunden auf Plätzen im Freien und vor Kirchen mit Musik, Glühwein und einem großen Feuerwerk gefeiert.
Trotz Corona wird das serbische Silvester auch am 13.01.2021 wieder gefeiert – in Serbien, aber auch in allen anderen Ländern weltweit wo Serbinnen und Serben heute leben.
Srećna srpska Nova godina – Frohes serbisches neues Jahr!